AKTUELL: Podcast Heldenreise Zukunft jetzt reinhören

Wir stehen gesellschaftlich an einem Wendepunkt . Krisen, Kriege, Katastrophen prasseln täglich auf uns ein. Wie gehst du damit um? Wie kann es dir gelingen, diese Zeit zu schätzen, ihre Qualität zu erkennen und zu nutzen? 

Damit uns ein nachhaltiger Wandel gelingen kann, brauchen wir eine innere Entwicklung. Warum ist Innehalten eine Zukunftskompetenz? Und wie kannst du sie anwenden? Darum geht es in diesem Beitrag. 

Epochale Transformation und das Ende einer Zivilisation

Wir leben in einer Zeit, in der sich unser gesellschaftliches Miteinander radikal verändert. Otto Scharmer spricht davon, dass unsere Zivilisation zu Ende geht und eine neue geboren wird. Matthias Hoarx spricht von einer epochalen Transformation. 

Es geht darum herauszufinden, wer wir als Gesellschaft oder Gemeinschaft sind und wer wir sein möchten. Es geht darum, uns mit einer tieferen Ebene unserer Menschlichkeit zu verbinden.

Wie können wir die Fähigkeit erlangen, eine Zukunft zu fühlen und zu erschaffen, nach der wir uns sehnen und von der wir wissen, dass sie zwar möglich, aber jetzt noch nicht da ist?

Über diese Frage machen sich viele Expert:innen Gedanken, die sich mit Transformation beschäftigen. Man kann sagen, dass sich die meisten darin einig sind, dass wir einen inner shift brauchen. Also eine grundsätzliche Veränderung der eigenen Haltung. 

Veränderung der eigenen Haltung für wirkliche Transformation – was bedeutet das? 

Was ist mit inner shift gemeint? 

Es bedeutet erstmal ganz simpel, dich selbst wieder in die Möglichkeit zu bringen, Neues zu entdecken oder die gewohnte Welt mit anderen Augen zu sehen. 

Durch unsere Erziehung sind wir darauf konditioniert, dass wenn wir etwas hören, lesen oder sehen, sofort eine Schublade zu suchen, wo wir das, was wir erleben, hineinstecken. Wir bewerten, beurteilen und haben dabei das Gefühl zu  verstehen, dass wir uns auskennen und die Dinge begreifen. Das nennt man downloading

Wir laden das, was wir sehen, herunter und packen es in die Schubladen, die wir bereits kennen und abgespeichert haben. Das ist das Prinzip unseres Schulsystems. Wir lernen downloading und speichern ab, was wir abspeichern sollen. Dabei verlernen wir auch die kindliche Neugierde und das spielerische Herumprobieren, das unser Leben als Kind so abenteuerlich und spannend machte. Oder kennst du einen jungen Menschen, der mit Spaß und Freude in der Schule ständig Neues entdeckt und darüber begeistert ist? 

Das führt zu ganz bestimmten Vorstellungen von der Welt mit den dazugehörigen Glaubenssätzen. Und es verhindert, dass wir Neues entdecken oder kreative Innovationskraft entwickeln. Ein sehr eindrucksvolles Beispiel habe ich in einem Vortrag von Otto Scharmer gehört:

Er erzählte von einer Reise, die Top-Manager der US Autokonzerne in den 80ern nach Japan unternahmen. Die japanischen Autobauer drängten mit Macht auf den Markt. Sie hatten ihre amerikanischen Kollegen eingeladen, um ihnen ihre Arbeitswelt zu zeigen. 

Als sie zurückkamen, wurden sie von Wissenschaftlern des MIT gefragt, welche Erkenntnisse sie von dieser Reise mitgenommen haben. Darauf antwortete einer von ihnen:

Da war nicht viel. Wir haben nicht wirklich etwas von den Japanern erfahren.”

Aber wieso nicht?”, fragte der Wissenschaftler.

Die Japaner haben uns nicht wirklich gezeigt, wie sie arbeiten und wie ihre Autofabriken aussehen. Sie haben uns in Hallen geführt. Da war überhaupt kein Dreck, alles war total clean und sauber und es waren auch nicht viele Leute da. Wir konnten keine Fabrikationsstraßen sehen. Da haben sie uns wohl auf den Arm genommen.”

Die Vorstellung der US-amerikanischen Autobauer dieser Zeit von einer Fabrikationshalle war, dass es dort laut und dreckig ist und stinkt. Diese Vorstellung hat verhindert, dass sie in dem Moment, als sie in einer modernen, automatisierten Halle eines japanischen Autobauers standen, nicht erkennen konnten, dass das die neue Art ist, Autos zu bauen. 

Sie waren einfach blind.

Ich finde dieses Beispiel so großartig! Es verdeutlicht unsere Begrenztheit der Wahrnehmung. Obwohl die Dinge vor unserer Nase sind, sehen wir sie nicht. 

Eine neue Art der Wahrnehmung erlernen

Wie können wir lernen, unsere Art der Wahrnehmung zu öffnen? 

Es geht darum, inne zu halten und ohne Bewertung zuzuhören. Ich habe im letzten Jahr eine Weiterbildung an der u-school bei Otto Scharmer gemacht, deswegen erzähle ich viel von ihm. In den 14 Wochen ging es hauptsächlich darum, innezuhalten und tiefes Zuhören zu praktizieren. Ein Zuhören, das nicht nur mit downloading beschäftigt ist, also das Bekannte abspeichern, sondern ein Zuhören, das mich in die Lage bringt, ein Gefühl entstehen zu lassen. Die Dinge zu erspüren und damit nicht nur den Geist, sondern auch das Herz zu öffnen. Ohne zu bewerten, was entsteht, sondern es auszuhalten und nur wahrzunehmen, ohne Lösungen zu suchen und ohne es verändern zu wollen. 

Ich möchte dich einladen, es in deinem Alltag einfach ab und zu mal auszuprobieren. Es ist gar nicht so kompliziert. Gestatte dir einfach ab und zu, innezuhalten, die Dinge wirken zu lassen und spüre nach, was an Emotionen hochsteigt. Ja, es ist – wenn du so willst – wie eine Kurzmeditation im Alltag. Meine Erfahrung ist auch, dass die Natur dabei eine fantastische Unterstützung sein kann. Die Natur bewertet und erwartet nichts. Daher ist es für uns auch so entspannend, uns draußen aufzuhalten. 

Innehalten – als würde die Zeit für einen Moment stillstehen

Ich gehe gerne und regelmäßig im Tiergarten spazieren und sehr oft begegne ich dabei einem Fuchs. Dieser Moment löst bei mir sofort aus, stehen zu bleiben, mich nicht zu rühren und den Fuchs so lange es geht zu beobachten. Vor ein paar Tagen hat er sich direkt vor mich hingesetzt und mich einfach angesehen. Da standen wir voreinander und haben uns angesehen, der Fuchs und ich. Nach einer langen Weile trollte er sich und drehte sich noch einmal kurz um, bevor er im Dickicht der Büsche verschwand.

Dieser Moment des Innehaltens hat immer eine magische Wirkung auf mich. Als würde die Zeit für einen Moment stillstehen. Ich bin nach diesen Momenten immer viel ruhiger und erheitert: Ich schätze das, was ist. Ich umarme es in all seiner Fülle – ohne es zu verändern oder zu bewerten. Ich betrachte neugierig und dadurch entdecke ich immer wieder neu, fühle neu, schmecke neu.

Bewusste Wahrnehmung fordert mich auf, öfter innezuhalten und einfach nur zu beobachten und der Welt zu gestatten, mir ihre Magie zu offenbaren.

Ich möchte dich einladen, innezuhalten, deine gewohnte Welt zu beobachten und sie mit offenen, neugierigen Augen zu betrachten.

Es kann auch sehr förderlich in Meetings sein, wenn zwischendurch gemeinsam innehalten und geschwiegen wird. Den gemeinsamen Moment erspüren kann etwas sehr Verbindendes haben. Wenn wir ein Gefühl füreinander zulassen, öffnet sich das Herz. Die Bereitschaft und Lust auf Ko-Kreation bekommt dadurch einen ganz anderen Drive. 

Die Frage am Anfang war: 

Wie kann uns eine Veränderung der eigenen, inneren Haltung gelingen, der sogenannte inner shift?”. 

Die Antwort darauf lautet:

„Sie gelingt zum Beispiel durch Innehalten und tiefes, wertfreies Zuhören”.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Entdecken und magische Momente. 

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