AKTUELL: Podcast Heldenreise Zukunft jetzt reinhören

In diesem Beitrag möchte ich laut nachdenken und darüber reflektieren, wie in unserer gewohnten Welt unser Alltag aussieht und vor allem unser Arbeitsalltag. Eine der Fragen, die mich besonders beschäftigen, lautet: Warum ist Stress ein Dauerzustand? Gehört Stress als Normalität zu unserem Alltag? Und sind wir damit zukunftsfähig?

Wie geht es dir heute?”. Mit dieser Frage beginnt der Check-In der meisten virtuellen Meetings und Business Calls. In dieser Woche hatte ich einige Call und die Antworten haben sich ungefähr so angehört: 

„Ich bin müde.”

„Ich fühle mich matschig.”

Gott sei Dank ist bald Feierabend, ich bin erschöpft.”

„Ich kann nicht mehr geradeaus schauen, es ist gerade echt viel und ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht.”

So oder so ähnlich hörten sich die Antworten der Menschen an, mit denen ich diese Woche in Meetings war. 

Wo ich auch hinschaue und die Menschen frage, wie es ihnen geht, lautet die Antwort überall: Stress und Leistungsdruck. Wenn auf der privaten Ebene noch Dinge hinzukommen wie Schulthemen der Kinder oder Altersthemen der Eltern oder Großeltern, dann ist das Limit ganz schnell erreicht. Und ganz ehrlich: Bei mir selbst sieht es nicht anders aus. 

Besonders mitgenommen hat mich in dieser Woche der Bericht einer Kollegin, die drei schulpflichtige Kinder hat. Sie erzählte unter Tränen, wie groß der Druck ist, dem alle drei Kinder ausgesetzt sind und dass die Lehrer:innen diesen Druck auf die Eltern weitergeben. Dass es vermehrt zu Krankheiten bei den Kindern kommt – Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Übelkeit stehen an der Tagesordnung. Gespräche mit Lehrern führen oft zu noch mehr Druck. Sie sagte, dass sie selbst immer mehr mit sich hadert, weil sie den Eindruck habe, ihre Kinder schützen zu müssen, es aber nicht mehr kann.

Jede:r in diesem Call ging mit dieser Geschichte in Resonanz, weil wir alle diese Situationen der Überforderung und des Stresses kennen und dem Druck, dem man auch im Arbeitsalltag ausgesetzt ist, standzuhalten.

 

Meine eigene, aktuelle Stress-Situation

Wenn ich mit Menschen spreche, erzählen mir viele davon, wie sehr sie sich darauf freuen, endlich in Rente zu gehen, weil sie sich erhoffen, dann endlich ein entspanntes und glückliches Leben führen zu können. 

Dabei denke ich mir: Das kann doch nicht sein. Wir müssten uns doch fragen, wie wir arbeiten möchten, denn schließlich verbringen wir im Beruf sehr viel Zeit unseres Lebens.

Wenn wir uns fragen, auf welche Weise wir in Zukunft arbeiten möchten, dann ist eines klar: So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Wie kann es also gehen, dass wir auf eine Heldenreise aufbrechen und freudvoll, entspannt und sinnerfüllt arbeiten?

In den letzten Jahren hat sich in Bezug auf Arbeit bereits viel verändert. Begriffe wie Agilität, Digitalisierung, New Work oder flexibles Arbeiten werden immer wichtiger. Aber hat uns das geholfen, entspannter zu arbeiten und weniger Stress zu haben? 

Wenn ich mit jungen Leuten spreche und mich mit anderen über diese Themen austausche, nehme ich bei ihnen genauso eine Vielzahl an Ängsten wahr, verbunden mit Leistungsdruck, Anspruch und Dauerstress. Viele junge Menschen fühlen enormen Druck in Bezug darauf, was sie in jungen Jahren bereits erreicht haben und darstellen wollen.

Wenn ich mir anschaue, was Kinder in der Schule in erster Linie lernen, dann ist es, unter Stress und Leistungsdruck zu überleben und trotzdem noch zu performen. 

Auf die Frage, wie die Arbeitswelt unserer heutigen Zeit aussieht, würde ich antworten: Turbo-Hochleistungsstress ist das Wasser, in dem wir alle schwimmen. Die Leistungsfähigkeit in Drucksituationen ist die Normalität unseres Arbeitsalltags.

Dabei finde ich es äußerst interessant, dass das Thema Stressabbau in Fachartikeln zu Future Work, Arbeitsmindset der jungen Generation oder Arbeitsbedingungen für High Potentials und Future Talents nicht auftaucht. 

Im Gegenteil: Es wird weiterhin von Leistungssteigerung und Leistungswachstum gesprochen. Wie kann man die perfekten Bedingungen schaffen, damit Leistungssteigerung möglich ist und junge Menschen zu Höchstleistungen bereit sind? Durch digitale Strukturen mit flachen Hierarchien und flexiblen Arbeitszeiten, die Weiterbildung und Sinnhaftigkeit beinhalten? 

Es wird nie in Frage gestellt, dass die Geschwindigkeit, in der wir uns bewegen, möglicherweise reduziert werden sollte. Nein. Im Gegenteil. Es geht weiterhin um Turbo – also um höher, schneller, weiter. 

Das bedeutet auch, dass der Stress bleibt.

Die erschreckende Normalität von Stress

Der Anstieg von Arbeitsausfall aufgrund psychischer Erkrankungen und Überlastung ist enorm. Der wirtschaftliche Schaden davon geht in die Milliarden und wird als Faktor von Kollateralschäden besprochen. Er wird nicht in den Kontext mit unserer Art zu arbeiten gebracht oder zumindest unserer Haltung dazu.

Entschleunigung, Entspannung, Erholung oder Stressreduzierung bleibt die Aufgabe des privaten Bereichs. Also des Wochenendes, des Feierabends, des Urlaubs oder – wenn gar nichts mehr geht – des Sabbaticals.

Wenn wir über die Zukunft nachdenken, dann müssen wir ehrlich sein in Bezug auf Stress und Leistungsdruck. In all unserer Mindsets haben wir Stress normalisiert. Erkennst du dich in einem der folgenden Glaubenssätze wieder? 

  • Wenn du keinen Stress hast, dann bist du noch nicht an deiner Leistungsgrenze. 
  • Ohne Stress kein Erfolg. 
  • Stress gehört zum Erfolg. 
  • Wenn ich nicht richtig müde bin, habe ich nichts geschafft.
  • Wenn ich dazugehören will, muss ich mithalten können.
  • Nur Höchstleistung bringt Anerkennung.
  • Ich bin doch kein Warmduscher, Druck gehört einfach dazu.

Unsere Normalität sieht so aus, dass wir eine absolut toxische Verbindung zu Leistungsdruck, Erfolg, Anerkennung und Stress eingegangen sind. Diese müssen wir meiner Meinung nach hinterfragen.

Ein ganz persönliches Beispiel von mir:

Auch ich habe momentan persönlich viel Stress. Meine Eltern und Schwiegereltern befinden sich in einer Pflegesituation. Ich hatte die letzten Wochen kein freies Wochenende und habe ein enormes Arbeitspensum hinter mir. 

Was dann passiert? Ich mache Fehler. Das führt auch dazu, dass ich mich anderen Menschen gegenüber falsch verhalte. Dabei ist mein Wirkungskreis überschaubar.

Dauerstress und permanente Überforderung in Wirtschaft und Politik

Was macht es mit dir, wenn du dir vorstellst, dass in den Top-Führungspositionen in Wirtschaft und Politik zum großen Teil Menschen sitzen, die im Dauerstress sind und unter permanenter Überforderung leiden? 

Wie sollen diese Menschen verantwortliche und besonnene Entscheidungen für unsere Gesellschaft oder Unternehmen treffen können? Diese Menschen kommen nicht aus der Yogasession oder haben gerade meditiert. Vielmehr nehmen sie Aufputschmittel, Drogen, Antidepressiva und Alkohol zum Herunterkommen.

Und dann kommen sofort wieder unsere lieben Glaubenssätze ins Spiel: 

  • Aber Wirtschaft und Arbeit sind ja nicht zum Wohlfühlen da! 
  • Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot verdienen. 
  • Wir sind ja nicht zum Vergnügen auf dieser Welt.

Wie möchten wir in Zukunft wirklich arbeiten?

Wie wollen wir arbeiten und wie wollen wir leben? Das sind wichtige Zukunftsfragen.

Wie kann ein gesunder, entspannter und freudvoller Arbeitsalltag aussehen? Müssen wir wirklich immer weiter wachsen und den Turbo zünden? 

Diese Fragen können nicht auf einer politischen Verwaltungsebene beantwortet werden. Diese Fragen muss sich jede:r Einzelne von uns stellen. Denn jede:r Einzelne von uns ist diesem Stress täglich ausgesetzt und wir erzeugen ihn in uns selbst.

Zu Beginn der Heldenreise möchte ich diese Fragen einfach stehen lassen. Aber ich möchte dich einladen, darüber nachzudenken:

  • Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
  • Wie normal ist Stress für dich?
  • Gehst du gerne und oft ans Limit und darüber hinaus?
  • Wie erlebst du Stress und Leistungsdruck in der Schule und bei den Kindern?
  • Welche toxischen Beziehungen bist du im Umgang mit Stress eingegangen? 

Auch, wenn ich dir mit diesem Beitrag keine Lösungen vermitteln kann und möchte, ist es mir wichtig, diese Fragen so stehen zu lassen und sie dir mit auf den Weg zu geben. Ich hoffe, ich konnte dich dennoch zum Nachdenken bringen. 

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