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Stell Dir vor, Du kommst an ein Filmset, an dem eine Liebesszene gedreht wird. Die anwesenden Schauspieler*innen sind wenig bis gar nicht bekleidet und um sie herum ein Team von ca. 10 Leuten: Kamera, Beleuchter, Ton, Maske, Aufnahmeleitung, Regie, Regieassistenz u.a. Der Regisseur begrüßt sie: „Hallo. Das ist Sabine und das ist Peter. Lasst uns die Bettszene drehen und gleich mal eine Probe machen.“ Die Schauspieler müssen augenblicklich in der Lage sein, einander intim und leidenschaftlich zu berühren, ohne sich dabei zu beschämen oder zu verletzen. Sie müssen mit authentischen Gefühlen dabei sein und sich emotional riskieren und das in einem hochtechnischen Umfeld mit mehreren Kameraeinstellungen und Wiederholungen.

In diesem Blogartikel möchte ich aufzeigen, wie es im beruflichen Kontext gelingen kann, einen professionellen Rahmen herzustellen, in dem Vertrauen wachsen kann. Ich möchte Dich dafür begeistern, eine Kultur des Miteinanders zu schaffen, in der alle an einem Strang ziehen und Strukturen von Angst und Kontrolle überwunden werden können.

Klare Regeln geben Sicherheit.

Am Filmset kennt jeder seine Rolle, den Rahmen, die Grenzen und weiß, was zu tun ist. Es ist die Aufgabe der Regie, diese Situation herzustellen und dafür zu sorgen, dass sich jeder an die Regeln hält. So ist es ein absolutes No Go, wenn irgendjemand einen komischen Kommentar macht oder voyeuristisch unterwegs ist. Nur so können sich die Schauspieler*innen öffnen und ein hohes emotionales Risiko eingehen, denn sie wissen, sie sind sicher.

Wie kann das gelingen?

  • Es braucht eine zuständige Ansprechperson, die den Rahmen hält. Am Set ist es die Regie. Im beruflichen Kontext ist das Deine Rolle als Führungskraft. Du solltest deutlich machen, dass sich alle zu jedem Zeitpunkt auf Dich verlassen können.
  • Leg mit Deinem Team klare Regeln und Absprachen fest. Zum Beispiel: Feedbackregeln oder wie Kritik geäußert wird. Du kannst gemeinsam festlegen, wie Feedback oder Kritik mit Wertschätzung anstatt mit Vorwürfen geäußert wird. Das schafft eine konstruktive Atmosphäre, bei der alle immer wieder voneinander lernen können, anstatt sich fertig zu machen.
  • Nimm die Stimmungen in Deinem Team wahr. Gibt es Irritationen, Konflikte oder Gerede hinten rum? Du solltest Irritationen benennen und Konflikte möglichst schnell klären.

Wertschätzende Regeln geben Sicherheit und Vertrauen. Sie schaffen einen Raum, in dem emotionale Energie, Begeisterung, Freude, genauso wie Ärger und Enttäuschung Teil einer lebendigen Arbeitserfahrung sind, ohne Verletzung und Übergriffe.

Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich hiermit nicht das Herstellen einer Wohlfühlatmosphäre meine oder das Aufstellen von bunten Möbeln und einem Kicker. Klare Regeln sind die Voraussetzung für leidenschaftliche, intensive und engagierte gemeinsame Arbeit, die Offenheit, Risiko und Begeisterung ermöglicht, weil man einander vertrauen kann.

Wertschätzung baut auf.

mit wertschätzung gelingt eine gemeinsame Kultur des Vertrauens

Machen wir uns nichts vor: Deutschland ist eine defizitär orientierte Kultur. Wir sind Meister im Kritisieren und Meckern. Konstruktive, wohlwollende, positive Wertschätzung gehört nicht zu unseren originären Tugenden. Wann hast Du Dich das letzte Mal wirklich aus ganzem Herzen gelobt und wann hast Du Deinen Kolleg*innen und Mitarbeiter*innen das letzte Mal aufrichtige Komplimente gemacht?
Leistungsdruck und Gewinnmaximierung haben auch zu harten und kalten Arbeitsatmosphären geführt, mit den dazugehörigen Auswirkungen: hoher Krankheitsstand, geringe Motivation, Job nach Vorschrift.
Du kannst diese Realität nicht von einem auf den anderen Tag verändern. Aber Du kannst heute damit beginnen, eine neue Kultur zu entwickeln.
Formuliere ehrlich, klar und offen, was Dir gefällt, was Du schätzt, was gut gelungen ist, was Du toll findest, was Dich berührt. Benenne Fähigkeiten, Leistungen, Initiativen, Engagements. Bedanke Dich für wichtige Hinweise, Informationen, schnelle Erledigungen, spannende Kontakte. Etabliere mit Deinem Team eine wertschätzende Sprache, und Du wirst erfahren, wie viel bisher nicht ausgeschöpftes Potenzial sich plötzlich zeigt. Du kannst Deine Leute inspirieren, sich wertschätzend auszudrücken und Kritik konstruktiv zu formulieren. Ich verspreche Dir, Du wirst einen fundamentalen Perspektivwechsel erleben und völlig neue Erfahrungen machen.

Kooperation schafft neue Möglichkeiten.

Wir haben jahrzehntelang in dem Irrglauben agiert, dass Wettbewerb die effizienteste Arbeitsmethode ist. Die überwiegende Mehrheit aller Studien aus Sozialpsychologie, Pädagogik, Neurobiologie und Spieltheorie kommen aber zu dem Ergebnis, dass die effizienteste Methode nicht Konkurrenz sondern Kooperation ist. Während Konkurrenz primär über Angst motiviert, geht es bei Kooperation über gelingende Beziehungen, Anerkennung, Wertschätzung, gemeinsame Zielsetzungen und Zielerreichungen. (siehe auch Christian Felber, Gemeinwohlökonomie). Nach psychologischen Erkenntnissen wirkt Motivation wesentlich stärker, wenn sie von innen kommt (intrinsische Motivation) als von außen. Beste Leistungen kommen zustande, weil Menschen von einer Sache fasziniert, energetisiert und erfüllt sind. Dann geben sie sich hin oder gehen ganz darin auf.
In dem Du Räume für Kooperation und kreatives Miteinander schaffst, veränderst Du nicht nur das Arbeitsklima in Deinem Unternehmen, sondern wirst letztendlich mit besseren Leistungen belohnt.

Innovation durch konstruktive Fehlerkultur

Innovation durch konstruktive Fehlerkultur.

Wir alle sind Menschen. Fehlerhaft, schräg, kompliziert, eigen und vor allem nicht perfekt. Das unterscheidet uns von Maschinen oder Algorithmen. Das macht unsere besondere Kreativität aus. Es sind die Fehler, die uns zu Menschen machen.
In der schauspielerischen Arbeit sind Fehler oft Geschenke. So kommt es bei Theateraufführungen nicht selten vor, dass ein Schauspieler plötzlich einen Texthänger hat. Dann können die anderen nicht einfach aufhören zu spielen und sagen „ Stop, Du hast einen Fehler gemacht, wir machen das nochmal“, sondern müssen mit der neuen Situation umgehen und improvisieren. Daraus entstehen oft sehr witzige, neue, ungeahnte, wunderschöne Momente, die man sich so vorher nie hat vorstellen und ausdenken können.
Ein spielerischer, humorvoller und konstruktiver Umgang mit Schwächen und Fehlern schafft Vertrauen und ermöglicht allen, etwas Ungeahntes und Neues zu entdecken. Fehler sind das, was Künstliche Intelligenz nie leisten wird und was den Menschen immer einzigartig machen wird. Es wird Zeit, dass wir diese Qualität endlich mehr entdecken und integrieren. Humor ist ein wunderbarer Schlüssel dazu. Sie können Ihre Mitarbeiter inspirieren, ebenfalls humorvoller mit sich und anderen umzugehen. Wenn Du Dich mit diesem Thema mehr befassen willst, empfehle ich Dir das Buch „Humor, Das Manifest für verzögerte Schlagfertigkeit“ von Katrin Hansmeier und Eva Ullmann.

Positive Leadership

Durch den sicheren Rahmen der Regie konnten die Schauspieler*innen in der am Anfang genannten Liebesszene Ihr Können zum Ausdruck bringen und sich emotional riskieren. Mit Positive Leadership kann es Dir gelingen, gemeinsam mit Deinem Team eine neue Kultur des Miteinanders zu entwickeln, in der Angststrukturen aufgelöst werden und entfesselte Kreativität Raum für Neues schafft.

In meinen letzten Blogartikeln habe ich darüber geschrieben, dass Nähe und Vertrauen ein Erfolgsfaktor sind und in Vorsicht Angst! wie uns die Angst blockiert.
In meinen nächsten Blogartikeln zeige ich Dir auf:

  • was Positive Leadership ausmacht
  • welche Skills und Fähigkeiten dazu gehören
  • was Du dabei von Schauspielern lernen kannst.

Welche Erfahrungen hast Du mit der Einführung von Wertschätzung gemacht oder wie gelingt es Dir, Vertrauen aufzubauen? Ich freue mich über Dein Feedback und Deine Kommentare.

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